Samstag, 20. Dezember 2014

Von Prinzen, Prinzessinnen und schwarzen Kapuzengestalten

Als kleines Mädchen habe ich Geschichten geliebt. Stundenlang konnte ich auf dem Schoß meines Vaters sitzen und seinen Worten lauschen. Meine Lieblingsfigur in seinen Geschichten war zweifelsohne der Prinz mit dem weißen Pferd, der die Prinzessin aus allen nur erdenklichen Notlagen befreit, sie mit sich auf sein Schloss nimmt, sie heiratet und ihr sein Königreich zu Füßen legt. Und glauben Sie mir mit Vier war ich absolut davon überzeugt eine Prinzessin zu sein...

Jahre gingen ins Land und werfen wir einen Blick zurück, ergeben sich folgende Widersprüche:

Erstens gibt es heutzutage nicht mehr allzu viele Notlagen, aus denen es dringender Rettung bedarf.
Des weiteren stellen wir im Bezug auf den/die Prinzen, die bisher unseren Weg gekreuzt haben fest, dass sie bei Weitem nicht halten, was uns versprochen wurde.
Zugegeben, die meisten von Ihnen sind intelligent, wortgewandt, von Mutti gut erzogen, gesellschaftsfähig und wenn man Glück hat legen sie einem wirklich ihre Welt zu Füßen.

Klingt nach einem Prinzen? Mag sein...aber es klingt auch nach biederer Tristesse, nach einem vorgezeichneten Leben in gerade Bahnen. Das ist nichts für mich...

Aber halt...bedeutet das etwa, dass ich keine Prinzessin bin??
Und da sind wir schon direkt beim Kern der ganzen Sache:
Nämlich der Frage ob ich überhaupt eine Prinzessin sein will?

Nach meinem letzten, wahrlich grandios gescheiterten Versuch wieder vier Jahre alt sein zu wollen und doch noch den blaublütigen Lebensretter zu finden, steht zumindest eines fest: mein Leben verträgt keine Prinzen.
Und an jenem Abend, an dem ich den letzten Schimmel mit einem Klaps auf den Hintern in die Wüste schicke, taucht sie auf, die schwarze Kapuzengestalt, die mir wortlos die Hand hinhält und mich zu sich hinauf aufs schwarzes Pferd hebt. Gemeinsam fliehen wir durch die Nacht, wir reden, wir lachen, wir erzählen von Prinzessinnen und Prinzen,  davon warum es in meinem Leben so hell ist und warum ihn so tiefe Finsternis umgibt.
Noch nie habe ich jemanden getroffen, der soviel Dreck gefressen hat wie er, dem das Leben und die Menschen darin so übel mitgespielt haben und der dennoch oder gerade deshalb so fest mit beiden Beinen im Leben steht. Er übt eine nur schwer zu beschreibende Anziehungskraft  auf mich aus, der mich seit ich ihn kenne keine Sekunde entziehen kann.

Seit jener Nacht sind ein paar Wochen vergangen. Wir reden viel mit einander und über einander und wir haben trotzdem niemals das Gefühl, dass wir auch nur eines unserer Gespräche bisher zu Ende gebracht haben.
Seine Freundschaft und seine Liebe sind so pur, so gewaltig, so elementar. Bei ihm sind Worte nichts ohne Taten. Er ist da, wenn man ihn braucht, er ist stark, er ist dunkel.
Er ist überaus intelligent, wortgewandt, von Mutti wohl erzogen und im besten Sinne gesellschaftsfähig, doch er ist eben auch ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit einer Vergangenheit, die ihn zu dem gemacht hat, der er heute ist. Er ist kein Prinz und verdammt nochmal, ich will keine Prinzessin sein.





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