Donnerstag, 4. Dezember 2014

Tante Emma und das Meer

Wenn ich mich mit einem Bild selbst beschreiben müsste, so mag ich am liebsten das vom kleinen Tante Emma Laden der Gefühle.

Emotional bin ich gut sortiert. Von Liebe, über Wut, Gleichgültigkeit, Hass, Angst, Trauer und Glück finden Sie alles fein säuberlich in Regale geräumt und nach dem Zusatz  - bedingungslos, abgrundtief, kochend heiß, hoffnungslos - geordnet.
Kaum öffne ich morgens die Ladentür, strömen schon die ersten Kunden herein. Der all morgendliche Renner "gute Laune to go", und darin bin ich wirklich gut. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, zu jeder Uhrzeit blendend gelaunt.
Während ich den ersten Ansturm bewältige (sprich Whatsapp Nachrichten verschicke oder beantworte, meistens noch im Bett liegend) trifft neue Ware (Neuigkeiten, kleinere und größere Probleme) ein, die ich im Laufe des vormittags verräumen will.
Wenn das geschafft ist, kommt meine Stammkundschaft an die Reihe, die die jeden Tag mal schnell vorbeischaut.
So geht das oftmals den ganzen Tag über, es wird sich die Klinke in die Hand geben, die einen um mal schnell "Hallo" zu sagen, die anderen um länger zu verweilen. Und natürlich versuche ich allen gerecht zu werden. Nach getaner Arbeit in Form eines kleinen Schwätzchens bis hin zu einem mehrstündigen "Ich brauche jemanden zum Reden Telefonat", will ich in den späten Abendstunden gerade mein Türschild mit der formvollendeten Aufschrift

"Auf is, wenn auf is und zu is, wenn zu is. Und nu is zu."

in die Tür hängen. Da sehe ich draußen einen meiner liebsten Kunden stehen. An seinem Gesicht erkenne ich, dass ihm bewusst ist, wie spät es ist und er sich nicht mehr so recht traut einzutreten. Doch ich lächle, ziehe schwungvoll die Tür auf und sage leise lachend: "komm rein, ich sterbe sonst hier noch vor Langeweile" Alleine sein dankbares Lächeln entschädigt mich für die Überstunden. Er setzt sich umständlich zu mir an den Tresen und erzählt mir seine Geschichte und ich höre zu, nicke wissend, halte still seine Hand und die Zeit vergeht wie im Flug. Als ich ihn verabschiede und zur Tür begleite, sehe ich bereits den Morgen dämmern und die ersten Wartenden vor der Ladentüre.

So geht das Tag ein, Tag aus...mal mehr, mal weniger Kundschaft, mal mit, mal ohne Überstunden. 365 Tage im Jahr. 360 Tage davon bin ich sehr glücklich damit, aber es gibt eben auch diese fünf Tage im Jahr, an denen ich es leid bin diesen Laden zu führen, in dem jeder einkauft und in dem nur wenige bezahlen.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich liebe diesen Tante Emma Laden, der mein Leben ist und meine Kundschaft wirklich über alles...aber manchmal braucht es mehr als ein nur ein Lächeln und ein "Danke, dass du da bist". Manchmal braucht es tatkräftige Hilfe beim Einräumen der Regale, beim Ausmisten, Aufräumen und was eben sonst noch so anfällt. Und es braucht dann einen Menschen, der mich auffängt und bedingungslos liebt, der mich rettet und mit mir ans Meer fährt und mit mir all diesen emotionalen Ballast in den Wind schreit.

2 Kommentare:

  1. Liebste Lovely One, ich bin dir unendlich dankbar für deinen selbstlosen Einsatz in deinem Tante Emma Laden ♥

    Du weißt ja wo du jederzeit Hilfe beim Einräumen, Aufräumen und Ausmisten bekommst... :-*

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  2. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du diesen "Tante Emma Laden" nicht wirklich "liebst". Und ich bin mir auch nicht sicher, ob die Menschen wirklich nicht "bezahlen". Aber sie bezahlen wahrscheinlich nicht den "richtigen" Preis.

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