Mittwoch, 6. Dezember 2017

Wirklich nur im Kopf....? - ein offener Brief an meinen Bloggerkollegen Mr. Ben Wilder

Mit welchen Worten fängt man ein „leb wohl“ an...? Sie müssen verzeihen, ich bin nicht gut in diesen Dingen. Ich hasse Abschiede. In jeder nur erdenklichen Form. Doch manche sind unvermeidlich, weil irgend etwas so sehr in Trümmern liegt, dass sich daraus nie mehr etwas Neues, Sinnvolles erschaffen lässt, was nicht nur ein billiger Abklatsch dessen wäre, was einmal war, als noch alles gut war.

Doch Wissen lässt sich nicht rückgängig machen. In den meisten Fällen ist das auch vollkommen in Ordnung so. Nur ist da eben dieses eine Mal unter tausenden, bei dem man sich wünscht die fleischgewordene Vereinigung der berühmten drei Affen zu sein: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen...
Wenn es doch nur so einfach wäre...

Und so geht es nun also ans Abschiednehmen:

Bis dato hochverehrter Mr. Ben Wilder,

ab hier dürfen meine Leser gerne wissen, dass wir uns im wahren Leben duzen...

Du hast gestern eine Geschichte, einen Blogpost veröffentlicht, auf den du sicherlich so viele unterschiedliche Reaktionen bekommen hast, wie auf keinen Blogpost zuvor.
Ich war immer anders, als all die anderen und ich werde auch jetzt die Ausnahme, von der Regel sein.
Ich werde mich nicht aufregen, dich nicht beschimpfen, dich nicht fragen, ob du vollkommen den Verstand verloren hast, eine Vergewaltigungsphantasie, in der ein gestandener Mann ein kleines, freches Gör „maßregelt“, in dem er es in der Dunkelheit überfällt, ohnmächtig in seine Wohnung schleppt, um sich wie ein geifernder, alter Sack an ihrem Fleisch aufzugeilen. Nur um ihr mal zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Von Freiheitsberaubung, die wie eine kleine „Erziehungsmaßnahme“ für BDSM Anfänger anmutet ganz zu schweigen.
Deine Geschichte ist ein Armutszeugnis für alle Männer, die dieser Phantasie auch nur mehr als ein Kopfschütteln abgewinnen können, und ein Schande für alle Frauen, die sich kichernd das feuchte Höschen in den Schritt pressen, bei dem Gedanken daran, vom bösen Unbekannten im Dunkeln überfallen und all ihrer sexuellen Hemmungen beraubt zu werden.
Doch vor allem ist deine Geschichte ein Schlag mitten ins Gesicht all der Frauen, die schon einmal Opfer sexueller Gewalt wurden und die dabei außer nackter Panik um ihr eigenes Leben nichts gespürt haben. Schon gar nicht so etwas, wie sexuelle Erregung oder Lust.
Denn wenn Frauen Opfer dieser Art von Gewalt werden, dann ist es nur selten der böse Unbekannte, der sie im Dunklen abfängt. Es ist der Ehemann, der sein Recht auf ehelichen Beischlaf auch gegen den Willen der Frau einfordert. Es ist der unbeholfene junge Kerl, dem man beigebracht hat, dass Mädchen doch sowieso alle „nein“ sagen und „ja“ meinen. Es sind die Menschen, vor denen uns nie jemand gewarnt hat, als man und sagte „geh nicht mit Fremden mit und pass gut auf dich auf, wenn du allein im Dunkeln unterwegs bist“
Verzeih. Ich habe bereits zu viel geschrieben. Es wird Zeit zu gehen, die kalte Kotze wieder hinunter zu schlucken, die vom Lesen deiner Geschichte übrig blieb und dir leb wohl zu sagen. Denn in deiner Welt ist für dominante Menschen wie mich, die an Respekt, Achtsamkeit und die unantastbare Selbstbestimmung des Gegenübers glauben, kein Platz.

Der geneigte Leser fragt sich nun zurecht, warum dies ein offener Brief und kein vertrauliches Gespräch unter Bloggern geworden ist. Die Antwort ist so simpel, wie nur eben denkbar...einem geschriebenen Wort kann man wirksam nur mit einem geschriebenen Wort entgegentreten. In der Hoffnung es mögen viele lesen und es möge sich daraus ein Aufstand der Anständigen erheben. Der Anständigen, die an sexuelle Selbstbestimmung, an Respekt und Vertrauen in einer Beziehung als höchtes Gut glauben. Für mich selbst ist es vor allem meine innere Überzeugung, dass niemals der Eindruck entstehen darf, derartige sexuelle Gewalt sei tolerierbar, so lange man sie nur in seiner Phantasie auslebt.


3 Kommentare:

  1. Liebe Liebende,

    du weißt, dass ich deine Meinung teile. Das meisten Sätze deines Beitrages unterschreibe ich blind und sind die Aussprache, meiner Gedanken und vor allem meiner Einstellung.

    Zitat:
    "Doch vor allem ist deine Geschichte ein Schlag mitten ins Gesicht all der Frauen, die schon einmal Opfer sexueller Gewalt wurden und die dabei außer nackter Panik um ihr eigenes Leben nichts gespürt haben. Schon gar nicht so etwas, wie sexuelle Erregung oder Lust.
    Denn wenn Frauen Opfer dieser Art von Gewalt werden, dann ist es nur selten der böse Unbekannte, der sie im Dunklen abfängt. Es ist der Ehemann, der sein Recht auf ehelichen Beischlaf auch gegen den Willen der Frau einfordert. Es ist der unbeholfene junge Kerl, dem man beigebracht hat, dass Mädchen doch sowieso alle „nein“ sagen und „ja“ meinen."
    (Zitat - Ende)

    Das solche wirklich schlimmen Dinge nicht real passieren dürfen, steht außer Frage. Sowohl der Ehemann, der seine Frau zum Beischlaf zwingt, als auch jeder andere Triebtäter gehören in sichere Verwahrung. Am besten lebenslang.
    All das ändert jedoch nichts daran, dass es – und ich stelle fest – mehr Frauen sind, die sich solche Dinge in ihrer Fantasie vorstellen, denen es einen Kick gibt.
    Natürlich, und da stimme ich dir zu, - ich war selbst ein paar Jahre mit einer Frau zusammen, die in ihrer Kindheit vom eigenen Stiefvater missbraucht worden ist - würden sich Frauen, denen so etwas Schlimmes passiert ist, sich solch eine Fantasie auch nicht vorstellen.
    Und, ich selbst, Vater einer Tochter, ich denke ich muss nicht sagen, was ich mit so einem Mann machen würde, der meinem Kind so etwas antun würde. Ich hoffe, so etwas wird nie passieren und falls doch, sollte sich derjenige wünschen, dass ihn die Polizei vor mir in die Finger bekommt. Ansonsten wäre das, was man aus Filmen wie „Gesetz der Rache“ kennt nur Kindergarten gegen das, was ich mit ihm machen würde.
    Es ändert jedoch nichts daran, dass es Frauen gibt, die solche Fantasien haben. Das Thema der Blogparade war nun einmal „Nur im Kopf – Fantasien, die dich anmachen, die du aber NIEMALS real erleben willst!“ und ich habe mich dem Thema angenommen. Da ich selbst, solche Fantasien nicht habe. Ich fantasiere eher von Dingen, die ich auch real erleben wollen würde, habe ich auf keine Fantasie von mir zurückgreifen können und habe überlegt.
    Mir war bewusst, dass der Artikel aufsehen erregen wird und es auch Negativ stimmen geben wird.
    Du sagst, die Frauen, die sich so etwas vorstellen, sollen sich schämen.
    Ist das so? Müssen sie das wirklich? Denn genau das ist die eigentliche Frage mit der wir uns beschäftigen müssen.
    Ich finde nicht, dass sie das müssen. Die Gedanken sind FREI! Sie dürfen sich vorstellen, was sie wollen. Und: Nein, sie müssen sich nicht schämen!
    Wer bitte gibt dir das Recht zu urteilen, was man sich in seiner Fantasie vorstellen darf und was nicht? Für was sie sich schämen muss und für was nicht?

    AntwortenLöschen
  2. Ich zum Beispiel gucke gerne Horrorfilme. Und ja, ich mag es blutig in Filmen. Ich würde aber niemals auf die Idee kommen, nun rauszugehen und Leute abzuschlachten. Aber muss ich mich nun schämen, weil ich blutrünstige Filme gucke?
    Schreiben wir demnächst vor, dass nur noch „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ geguckt werden darf, weil unsere Welt dann friedlicher werden würde und weniger Straftaten passieren werden?
    Bei Vergewaltigungsfantasien ist es doch ähnlich. Ich finde ich es in Ordnung, dass Frauen, denen so etwas nicht passiert ist, sich so etwas vorstellen.
    Meine persönliche Einstellung ist: Erlaubt ist, was einem gefällt und keinem anderen Menschen schadet!
    Wenn es einer Frau gefällt, sich so etwas vorzustellen, ist die erste Prämisse erfüllt.
    Ich frage dich nun, da du die Rolle des Moralapostels eingenommen hast: „Wo bitte schadet eine Frau jemand anderem damit, wenn sie sich in ihrer „Wichsfantasie“ ausmalt, vergewaltigt zu werden und ihr das einen Kick zum Höhepunkt verschafft?
    Da mir kein persönlicher Schaden eines anderen einfällt, muss ich sagen, die zweite Prämisse meiner Lebenseinstellung wird ebenfalls erfüllt, so lange die Damen es sich nur vorstellen.
    Problematisch wird ich es dann, wenn sie den Wunsch verspüren würde, dass nun auch real erleben zu wollen. Noch schlimmer, wenn ein Mann das reale Verlangen spüren würde. Denn dieser würde in dem Moment die zweite Prämisse brechen. Er würde das Leben einer Frau zerstören. Jemanden schaden. Dadurch eine Straftat begehen. Und wenn jemand den Wunsch verspürt, sollte man schnellstmöglich einen Therapeuten suchen oder sich wegschließen lassen.
    Nun aber, komme ich zu deinem ersten Satz: „Mit welchen Worten fängt man ein „leb wohl“ an...?“
    Ich muss hier noch einmal das Wort „Moralapostel“ aufgreifen. Ich merke, dass trifft es nun ja nicht. Richter und Henker. Das leb wohl habe ich verstanden. Ich werde es akzeptieren. Danke dir für die Jahrelange Freundschaft. Ich bin ein Mann, der ein „Nein“ akzeptiert. Du sagst nun zu dieser Freundschaft „Nein“ und ich akzeptiere es. Lebe wohl…
    Hochachtungsvoll,
    Ben Wilder

    AntwortenLöschen